Jahr | Was ist passiert? |
773 | Erste urkundliche Erwähnung von Einrichsgau (Taunus) und Engersgau (Westerwald) |
959 | Drutwin von Lipporn, vermutlich der erste Lehnsherr von Fachbach, Nievern und Miellen. Über der Frühzeit der späteren Grafen von Nassau liegt der Dunstschleier der Geschichte. Nur ungefähre Konturen ihrer Vorfahren lassen sich ausmachen; es sind die Herren von Lipporn im 9.-11. Jhd. und die Grafen von Laurenburg im 11. und 12. Jhd. (7,139) |
um 1210 | Bau des romanischen Westturms der Pfarrkirche von Nievern. Er ist wohl aus dem Wach- und Wehrturm entstanden, der um 750 erwähnt wird (10) |
1290, 02. März | Erste gemeinsame urkundliche Erwähnung der Dörfer Fachbach, Nievern und Miellen. Nach dem Lehnsbrief, gegeben zu Koblenz am Donnerstag vor dem Sonntag Okuli, werden die Brüder Heinrich und Hermann von der Arken, Söhne des Ritters Wilhelm von der Arken, vom Grafen Johann von Sponheim mit dem halben Teil der Dörfer Nievern, Fachbach und Miellen belehnt, „wie ihre Vorfahren von den früheren Grafen von Sponheim mit solchem Halbteil sind belehnt gewesen“. Als Zeugen bei der Ausfertigung des Briefes werden genannt: Graf Heinrich zu Solms, die Ritter und Brüder Heinrich und Rorico von Montabaur, Christian von Münster, Wirich von Lützel und andere glaubwürdige Männer (146) |
um 1361 | Ahl, Miellen und Nievern werden im Weistum von 1361 noch zum Vierherrengericht auf dem Einrich gerechnet. Die Vogtei wird als pfälzisches Lehen der Grafen von Sponheim bestätigt. Diese belehnen damit die Grafen von Katzenelnbogen, die ihrerseits den eingesessenen Ortsadel (10) |
1371 | Pfalzgraf Ruprecht der Ältere bestätigt den Grafen von Katzenelnbogen, dass die in der Grafschaft Einrich gelegenen Dörfer Nievern und Miellen zum pfälzischen Lehen gehören. Der Anspruch auf Fachbach sei unbegründet (10,25) |
1395 | Wilhelm und Marsilius von der Arken werden mit je einer Hälfte der Vogtei belehnt. Dazu gehören das hohe und niedere Gericht der Vogtei und in den Dörfern Nievern, Fachbach und Miellen nebst Güter, Gefälle und Zinsen (10,27) |
1414 | Die von Brandenburg, Bolant und Burtscheid, wohl Erben der Brenner von Lahnstein, ziehen Gefälle aus Miellen (10) |
1549 | Fachbach ist Filiale der Kirchengemeinde Nievern und hat eine eigene Kapelle (die nach Visitationsberichten von 1657 nicht mehr existiert). Sicher gehören auch Miellen und der Hof Misselberg ebenfalls zur Pfarrei Nievern (157,158) |
1555 | Beim Augsburger Religionsfriede wird die Gleichstellung von Katholiken und Protestanten erneuert. Der Landesherr bestimmt die Religion seiner Untertanen. An der unteren Lahn behält, neben den beiden Lahnstein, nur das Kirchspiel Fachbach, Nievern und Miellen seinen katholischen Glauben (52) |
1614 | Remults Haman, nassauischer Schultheiß zu Miellen (10) Große Überschwemmungen im Lahngebiet |
1616/1619 | In Miellen werden zwei Mühlen erwähnt (10) |
1618-1648 | Dreißigjähriger Krieg |
1628 | Augustin von Staffel bittet den Grundherrn, ihm den Verkauf der geringen Dörflein Fachbach und Nievern und etlicher Häuser zu Miellen zu gestatten, da er seine Wohnung in Falkenstein habe und es ihm zu beschwerlich sei, in den entlegenen Lehnsorten Herrschaft und Gericht zu handhaben (10,F21) |
1629 | Damian von der Leyen, Herr zu Adendorf, Arzdorf und Creuzberg, Erbvogt von Wesseling, erwirbt am 18./28. März die „Herrschaft Nievern“ mit Fachbach und Miellen und Hofstücken in Frücht, dem „Hof Hungerberg“, Zehnten, Zehntpfennig, Weinaccise, Besthäuptern, Judenschatzung, Fischwasser und Einkünfte aus drei Mühlen für 17.000 Gulden. Nach dieser und anderen Beschreibungen gibt es eine Mühle in Miellen und zwei in Fachbach. Im Miellener Schweizertal, dem sog. Mühlengrund, sollen es dann im 17. Jhd. mindestens zwei, im 18 Jhd. sechs Mühlen gewesen sein. Auch Damian von der Leyen trägt beide Nieverner Lehnsteile von der Markgrafschaft von Baden und den Pfalzgrafen zu Lehen (10,64,N31,N272).
Als Teil der Reichsritterschaft wird die „Herrschaft Nievern“ mit den Dörfern Fachbach, Nievern und Miellen reichsunmittelbar (10) |
1631 | Damian von der Leyen zu Adendorf erstellt eine Dienstordnung fÜr den Schultheißen von Fachbach, Nievern und Miellen (LHAK Best.48/Az.4421) |
1636 | Während des 30jährigen Krieges toben Pest und Hungersnot an der Lahn. „Der Zustand der Orte ist sehr schlecht, alles total ruiniert, die Leute häufig geflohen und alle Orte meist zur Hälfte ausgestorben“ |
1650 | Im Kirchspiel werden insgesamt 36 Feuerstätten gezählt (LHAKobl.48/2231) |
1657 | Nach Visitationsberichten ist die Pfarrei einigermaßen in Stand. Die Kirche hat zwei nicht dotierte Altäre; Kapellen gibt es keine im Kirchspiel. Die Kirchenfabrik hat Geld-, Wachs- und Ölzinsen zu beziehen. Im Kirchspiel zählt man 80 Kommunikanten (10,76) |
1707, 1870 | Die Schlapp- oder Hadamarsmühle wird im Schweizertal erbaut; nach 1870 stillgelegt (10) |
1708-1709 | Pauli Thorischen, Gerichts- und Sendschöffe aus Miellen (162) |
1714 | Oberlahnstein erbaut in der Gemarkung Frücht die „oberste Mühle“ des Schweizertales (10) |
1717 | Simon Berndt, Gerichtsschöffe aus Miellen (scabinus) (160) |
1726 | In Miellen gedeiht eine Sonderkultur in diesem Agrarraum, der Hopfenanbau (10)
Im Kirchspiel gibt es neben dem Bürgermeister einen Geschworenen, einen Kirchenmeister, zwei Vorsprecher, fünf Schützen (je zwei in Fachbach und Nievern, einen in Miellen) sowie einen Jäger (1777) für die Forstpflege (10,F25) Es werden Nachlässigkeiten in der Ausführung der Nachtwachen festgestellt. Nicht nur die Alten, auch das Jungvolk beiderlei Geschlechts sitze Sonn- und Feiertags sowie an anderen Tagen bis spät in der Nacht beim Spiel im Wirtshaus. Es wurde vom Keller in Koblenz die sofortige Wiederaufnahme der Nachtwachen befohlen; in Fachbach und Nievern jeweils 4 Mann (2 vor, 2 nach Mitternacht) und in Miellen 2 Mann (einer vor und einer nach Mitternacht). Sie haben stündlich einen Rundgang zu machen und die Uhrzeit anzublasen. In den Wirtschaften habe sich nach 9 Uhr abends keiner aufzuhalten. (Quelle 163) |
1729 | Joannes Serva, Sendschöffe von Miellen (synodalis) (162) Im Herbst grassiert eine Ruhrepidemie im Kirchspiel (162) |
1737 | Pfarrer Schue, der mit dem lutherischen Schultheiß aus Frücht beim Wein im Wirtshaus sitzt, gerät mit Schultheiss Finckelmeyer aneinander. Der Streit endet mit einem Vergleich vor Gericht (163) |
1737-1742 | Michael Thoresch, Gerichts- und Sendschöffe aus Miellen (synodalis et scabinus) (162) |
1740 | Seit diesem Jahr begegnet uns in Miellen die Paule- oder Adelfangs-Mühle, die 1889 abbrennt (10) Schlesischer Krieg und österreichicher Erbfolgekrieg |
1743 | Im September grassiert eine Ruhrepidemie im Kirchspiel (162) |
1745 | Einquartierung von Truppen der österreichischen alliierten Armee in Fachbach, Nievern und Miellen (LHAK Best.48/Az.3952) |
1750 | Seit jenem Jahr wird in Miellen die „Hastenteufels-Mühle“ erwähnt, nach 1812 dann „Monscheuers-Mühle“ genannt, 1860 abgerissen (10) |
1751 | Matthias Oppenhäuser und seine Geliebte Anna Elisabeth Tuffi aus Miellen werden zum Tode verurteilt, weil sie gemeinsam den Ehemann von Anna Elisabeth ermordet haben sollen. Sie werden mit dem Schwert hingerichtet und ihre Körper anschließend auf das Rad geflochten. Die abgeschlagenen Köpfe werden “zu einem schreckbahrem exempel” aufgespiesst (LHAKobl.48/2541) |
1763 | Henricus Rübenach, Sendschöffe aus Miellen (synodalis) (161) |
1773 | Johannes Crezelius sitzt auf der „oberen Mühle im Schweizertal“ zu Frücht (130) |
1774 | Nicolaus Meuler, Schöffe aus Miellen (scabinus) stirbt. Johannes Dernier wird sein Nachfolger und erhält am 18. April 1775 sein Schöffen-Patent in Bliescastel. Die Herrschaft ist hier nicht dem Vorschlag des Gerichts gefolgt, das Leonard Rübenach, Johannes Jacmoth und Johannes Bernd „präsentiert“ hatte. Dernier bleibt in diesem Amt bis 1794 (84,149,151,162 |
1775 | Der Amtsverwalter sperrt wegen Flurschäden einen Weg bei Miellen. Aufgebrachte Einwohner des Kirchspiels reissen den Zaun allerdings wiederholt ein. Der Amtsverwalter müht sich wenig erfolgreich um eine Strafverfolgung und der Schultheiss mit Sitz in Fachbach wälzt das Problem auf den Miellener Bürgermeister ab (LHAKobl.48/2422) Jacobus Stotz, Sendschöffe von Miellen (synodalis) (162) |
1778 | Bürgermeister sind Andreas Bornich (Miellen?) und Johann Finckelmayer (Nievern) (149) |
1786 | Peter Sabel kauft von den Klosterjungfrauen von St. Catharina zu Koblenz die unterste Mühle im Mühlengrund zu Müllen. Er ist „Mühlenarzt“ und kam wohl aus Niederberg. Verheiratet mit Anna Maria Huart, einer Nichte der Ehefrau des Fachbacher Schultheißen Martin Grisar. Nachfolger in der „Sabelsmühle“ wird der Sohn Peter (*1782-V 1817), dann dessen Bruder Johann Joseph (*1791-V 1858) (84,147) Anm.: Der Beruf des Mühlenarztes (oder Mühlenbauers) ist alt und findet z.B. bereits in der Würzburger Mühlenordnung von 1412 Erwähnung. Er baut Mühlen oder bringt „kranke“, d.h., defekte Mühlen wieder in Gang. Nicht Zimmerleute, sondern der Mühlenarzt widmet sich dem funktionellen Holzwerk der Mühle. |
1786-1794 | Einige Flurbezeichnungen aus den Gerichtsprotokollen: Im Kirchspiel: Johannisberg und Eulsberg (beides Weinberge), In der Kuhweide, Am Flutgraben (alle 1787), Kährgen und Limberg (1788, beides Weinberge), Molbergskopf (1792). In den Gemarkungen gibt es auch sog. Pastorengut und die „Frühmesserei“ besitzt ebenfalls hier Landgüter. In Fachbach: Auf der Oberau (1786), Höhrer Kopf (1786), Am Dorf (1791), Dilgenberg/Thilgenberg (1794, ein Weinberg), Auf der Niederau (1794), In der Hungerbach, Ober Hungerbach und Unter Hungerbach (1787-1794), In der Bach (1786), Kahlenbach (1787), Im Weickert (1787), Unter Fachbach (1794), Auf dem Köpfgen (1794), Höhrer Kopf (1786), In der Sommer (1792, die heutige Sommerstraße war zu dieser Zeit noch ein Pfad). Es werden „gemeine Gärten“ (1791) und der „herrschaftliche Garten“ (1786) genannt. In Nievern: In den Gärten (1794), Ahracker (1794), Auf der Platt (1787), Höhe über Ems (1789). Bei den letzten Angaben kann es sich auch um Emser Flurnamen handeln; die Urkunden sprechen allerdings von Nievern. In Miellen: Im Mühlengrund (1786-1794) Ufergrundstücke werden in den Gerichtsprotokollen besonders erwähnt. Bezahlt werden Grundstückskäufe i.d.R. mit Reichsthaler, Albus und Pfennige Trierer Währung, d.h., 1 Reichsthaler zu 54 Peter. Als Zugabe werden oftmals einige Maß Wein vereinbart, einmal ein Karolin als „Trinkgeld“. Ausnahmsweise wird 1794 bei einem Eigentumswechsel das „Kaufgeld“ in Gulden rheinischer Währung verlangt (84) |
1787 | Es gibt in allen Kirchspieldörfer Fachbach, Nievern und Miellen Weinberge; in Nievern wird ein Hirtenhaus und der „Hochgräflich-Leyen’sche Hof Hühnerberg“ erwähnt (84)
Die Dörfer Fachbach und Mühlen (Miellen) streiten mit Nievern über das Pastoralvieh (163) |
1794 | David Klein, Mahlmüller im Mühlengrund zu Müllen, stirbt. Die Mühle übernimmt sein Bruder Philipp Klein (84) |
1798-1828 | Peter Schmalz wird zum Kirchspielschullehrer von Fachbach, Nievern und Miellen ernannt; er begleitet auch das Amt des Küsters (101,N102,N117,164) |
1806 | Gründung des Rheinbundes. Im Reichsdeputationshauptschluß wird die Einvernahme der „Herrschaft auf der Lahn“ durch Nassau bestätigt. Fachbach, Nievern und Miellen werden nassauisches Lehen der von der Leyen, die davon erbliche Mitglieder der Herrenbank des Herzogtums werden (10) |
1817 | Zum Bezirk der Nieverner Elementarschule gehören Fachbach, Nievern und Miellen sowie die Höfe Hühnerberg, Molberskopf und der Lahnberger Hof (N102) |
1818 | Fachbach, Nievern und Miellen haben einen gemeinsamen Lehrer für die Bürger jüdischen Glaubens (136) |
1826 | Den Mietvertrag für ein Schulzimmer im Hause Heck zu Nievern unterzeichnen: Kalter, Schultheiß von Miellen, Dérnier, Schultheiß von Nievern und die Vorsteher Johann Wilhelm Gilberg und Buchholz (N104) |
1834 | Andreas Syrer, Gastwirt in Miellen (164) |
1845 | Miellen erhält als letztes der Kirchspieldörfer eine eigene Schule (N34) |
1846 | Im Kirchspiel sind 1101 Einwohner verzeichnet. Nievern hat 505, davon sind 117 Haushaltsvorständen, Fachbach 419/95 und Miellen 177/43 (N256ff, s.a. Anhang Bürgerlisten) |
1857 | Joseph Weckbecker verkauft nach einer Urkunde vom 11. Juli den gesamten Waldbesitz zu Fachbach, Nievern und Miellen für 73.000 Gulden, die damit verbundene Zehntberechtigung aus der Grube „Linnebach“ für 10.000 Gulden sowie die Jagd- und Fischereirechte in den drei Kirchspielorten für 2.000 Gulden an die Gewerkschaft Remy, Hoffmann und Kompanie. Die auf dem Besitz liegenden Lasten gehen an den Käufer über. 1871 wird die Gewerkschaft Remy, Hoffmann & Co. umbenannt in Stolberger Zink AG bzw. Gewerkschaft Mercur. Die gesamte Reallast zugunsten der Nieverner Kirchengemeinde wird erst 1958 von der Gewerkschaft Mercur für 12.818,72 DM abgelöst (10,N296) |
1857 | Auf der Nieverner Hütte wird eine warme Quelle entdeckt. Sie gehört zu einer Folge von sauren Quellen, die sich unterhalb des Emser Pferdebades auf beiden Lahnseiten finden, aber flussabwärts zunehmend an mineralischem Gehalt verlieren. Quellen sind bekannt in der Lahn vor Nievern, unterhalb Miellen und vor Ahl. (58) |
1862 | Gründung des ersten Kirchenchores „Cäcilia“ durch Pfarrer Weiß (N340,427) |
1863 | Das Kirchspiel hat 1483 Einwohner (Nievern 679, Fachbach 570, Miellen 234) und 85 Gewerbetreibende (Nievern 28, Fachbach 44 und Miellen 13). Müller gibt es nur noch in Nievern (1) und Miellen (3), Wirte sind dagegen überall stark vertreten (Nievern 3, Fachbach 5, Miellen 1), ebenso Schuhmacher (Nievern 3, Fachbach 3, Miellen 2) und Bäcker (Nievern 3, Fachbach 3, Miellen 3). Daneben dominieren die verschiedenen Bauarbeiterberufe. (N137ff) |
um 1895 | Bau der Seilbahn zwischen dem Tonwerk Ahl und der Tongrube am Geierskopf. Bis 1979 wieder vollständig demontiert. Als letztes Bauwerk wird die Schutzbrücke über die Straße nach Koblenz abgerissen (135) |
1904 | Der Miellener Bürgermeister Sabel setzt sich für eine zentrale Wasserversorgung ein, da Miellen nur einen Dorfbrunnen hat. Nievern hat noch deren sieben |
1905 | Nievern hat 817 Einwohner, Fachbach inzwischen wieder 709, das Kirchspiel 1834. Die Einwohnerzahl insgesamt stagniert. Im Kirchspiel kommen 405 Haushalte auf nur 291 Wohnhäuser, ein Zeichen der Wandlung vom landwirtschaftlich geprägtem Dorf zum Industriestandort. 24 Einwohner sind Ausländer ohne deutsche Muttersprache, vorwiegend Italiener, die beim Aufbau der Strom- und Wasserversorgung helfen (N36ff,F25) |
1908 | Nievern und Miellen bauen eine gemeinsame zentrale Wasserversorgung (N234) |
1909 | Die letzten Tage des Januars bringen Schneemassen von 40-50 cm Höhe bis in die Täler. Die Lahn ist zugefroren und trägt eine dicke Eisschicht. In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar setzt plötzlich Tauwetter ein und vom 4. bis 6. Februar steigt die Lahn auf einen nie gekannten Höchststand. Die Gießerei der „Frankschen Eisenwerke Nieverner Hütte GmbH“ wird mit meterhohem Schlamm bedeckt und eine Schleusenwand stürzt ein. Es ist das größte Hochwasser seit Aufzeichnung des Pegels (26, N428) |
1918-19 | Das Kirchspiel wird nach Kriegsende von den Franzosen besetzt. 400 Mann Kolonialtruppen aus Algerien belegen die Dörfer. Am 2. Weihnachtstag wird auch die Nieverner Hütte von etwa 150 Mann übernommen, die dort Werkstätten einrichten. In die Direktorenvilla ziehen die Offiziere ein (99,26,87) |
1920 | Streitigkeiten zwischen dem Stromlieferanten Köhler und den Gemeinden landen vor dem Schiedsgericht (F107) |
1928 | Die letzte gemeinsame Kirmes des Kirchspieles wird zwei Wochen nach Ostern gefeiert. Sie war die erste Frühjahrskirmes an der Lahn und zugleich das letzte Fest „vor der Kur“. Zahlreich kamen die Besucher von nah und fern. In 8 Sälen spielten Musikanten, aus Lahnstein kam ein Sonderzug und in Fachbach veranstalteten bis zu 3 Kirmesgesellschaften einen Festumzug (F73,146) |
1930 | Das katholische Vereinsleben des Kirchspieles umfasst einen Mütter-, Männer- und Jungmännerverein sowie drei Jungfrauenvereine unter der Leitung von Frau Kalb in Fachbach, Präfektin Frl. Elisabeth Stemmler in Nievern und Frl. Mini Sabel in Miellen (99) |
1932-1933 | Umbau und Erweiterung der Nieverner Pfarrkirche. „Im Jahre des Heils 1932, am 14. August, am 13. Sonntag nach Pfingsten, am Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt, als seine Heiligkeit Papst Pius XI. glorreich die Kirche Gottes regierte, Sr. Exzellenz der Hochwürdigste Herr Dr. Antonius Hilfrich Bischof von Limburg, Paul von Hindenburg Reichspräsident, Dr. Schunk Vizepräsident der Provinz Hessen-Nassau und Josef Diefenbach Bürgermeister von Nievern, legte und weihte der derzeitige Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde Nievern, Julius Kraus, den Grundstein zur Erweiterung der altehrwürdigen Pfarrkirche daselbst“. Die Rohbauarbeiten werden durchgeführt von dem Nieverner Bauunternehmer Peter Bernd, die Zimmererarbeiten von den Gebr. Höhn aus Oberlahnstein, die Klempnerarbeiten von Bürgermeister Otto Michelli aus Miellen und die Dachdeckerarbeiten vom Mitglied des Kirchenvorstandes Albert Sauer aus Fachbach. Konsekr. am 27. April 1933. Eigentümer der unter Denkmalschutz stehenden Kirche ist die Kirchengemeinde. Zwei Nieverner Originale, Johann Becker und Emil Bales, spielen bei den Bauarbeiten Pfarrer Kraus einen bösen Streich. Mit einem alten Messgewand täuschen sie ein „Bischofsgrab“ vor, das sie bei Ausschachtungen entdeckt haben wollen. Pfarrer Kraus lässt sofort die Arbeiten einstellen und benachrichtigt Limburg und Wiesbaden. Das Amt für Boden- und Denkmalpflege arbeitet sorgfältig und bald fliegt der Schwindel auf, denn „das Messgewand war mit einer Nähmaschine genäht und ganz ohne Beigaben“. Ein Baustellenverbot für beide Schelme ist die Folge (99,157,N166,N405) |
1940 | Nicolai Auster verunglückt mit seinem von Kühen gezogenen Fuhrwerk auf der Miellener Fähre und ertrinkt in der Lahn (F71) |